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William Turner im Mittelrheintal

Per E-Bike auf Rheinreise - über den Meister der Romantik und auf seinen Wegen unterwegs

Kurze Details

2 Treffpunkte:

Treffpunkt 1 am SA, 29.06.24 in 56154 Boppard-Bad-Salzig, Am Bahnhof 1, Parkplatz

Treffpunkt 2 am SO, 21.07.24 in 55411 Bingen am Rhein, Museum am Strom, Besucherparkplatz, Museumstraße 3

Im Tourenbeitrag enthalten: E-Bike Verleih, Coaching, Anlieferung&Abholung, Themenführung,  regionale Vesper mit Weinprobe

Die Mindestteilnehmerzahl beträgt 4 Personen.

Zusätzliche Termine, Gruppentermine oder Firmenevents gerne auf Anfrage.

Bitte beachten Sie, dass für die Bearbeitung Ihrer Buchung und den sofortigen Ausdruck Ihres Tickets als print@home eine Bearbeitungsgebühr anfällt.

Erwachsene
79
Erwachsene mit eigenem E-Bike
39

Über die E-Bike-Tour

Kaum ein anderer Künstler reiste so viel und so weit wie der britische Maler Joseph Mallord William Turner. In seinem Gesamtwerk sind die Darstellungen europäischer Orte so prominent, dass er in der Kunstgeschichte oftmals als einer der ersten »europäischen« Maler bezeichnet wird.

Nach 1815, als es den Engländern wieder möglich war, besuchten die Engländer in Scharen den Kontinent. Zu den beliebtesten Reisezielen gehörten das Schlachtfeld von Waterloo und das Rheinland, die beide von Lord Byron im 3. Canto von „Childe Harold`s Pilgrimage“ so denkwürdig behandelt worden waren.

William Turner bereiste, inspiriert durch Reiseberichte, Romane und Gedichte, 1817 das erste Mal das malerische Mittelrheintal im Strom dieser Massen. Es war seine erste Auslandsreise, die er allein und ohne Begleitung unternahm – zu Fuß, mit der Fähre und mit dem Schiff. Der Einfluss dieser Reise auf seine künstlerische Laufbahn sollte nicht unterschätzt werden – sie war persönlich und beruflich ein Triumph.

Er skizzierte eine Vielzahl von Bleistiftzeichnungen mit Ansichten des Mittelrheintals – dem Tal mit der größten Burgendichte der Welt: steile Weinberge, Felsen, Burgen, Ruinen, Kirchen, alte Städtchen. Grundlage für eine Serie von Aquarell- und Gouacheszenen, die er sofort für den Preis eines großen Ölgemäldes verkaufte. Die daraus entstanden Serie von Aquarellen, die allein seinen Ruhm in aller Welt gesichert hätten, selbst wenn er 1818 gestorben wäre und keine anderen mehr hätte malen können. In seinen Werken der Rheinburgen stellen Burgen zwar einen Brennpunkt dar, einen ruhenden Pol, doch es ist das Bild als Ganzes, das das Auge des Betrachters und die Phantasie gefangen hält. Seine Malerei wird viel später charakterisiert als Konturen auflösend, Veränderlichkeiten darstellend, Interaktion der Naturgewalten zeigend.

Obwohl selbst 30 Jahre lang Professor für Perspektive an der Londoner Royal Academy, arbeitete er gegen die akademische Hierarchie, die der Historienmalerei den höchsten Rang zusprach. Er arbeitet unakademisch und handwerklich, zeigt die Interaktion der Naturgewalten, will der Landschaft Erhabenheit geben. Er dramatisierte mit Proportionen, kombinierte Blickwinkel. In seinem Fokus standen die gesamte Atmosphäre, die Darstellung von Licht und Farbe.

Durch sein Lebenswerk schrieb er die Landschaftsmalerei in die britische Kunstgeschichte ein – sie wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zu einem eigenständigen Unterrichtsfach an der Royal Academy.

Radeln Sie mit uns per E-Bike zu einer Auswahl von vier spektakulären Malorten im Mittelrheintal, an denen der bedeutendste englische Maler und einer der genialsten Künstler der Romantik seiner Inspiration freien Lauf ließ. Schauen Sie in die Originallandschaft, erleben Kunstwerk, Perspektive und Blickwinkel und lassen sich dabei entführen in die Biographie eines wandernden Malers und die Modernität seiner Landschaftsmalerei.

Nach einem Picknick mit weitem Blick auf den Rhein radeln wir entspannt am Ufer zurück. Ein unvergessliches Kunsterlebnis in freier Natur.

 

Hintergrund

Bis ins 18. Jahrhundert hinein wird in England Kunst vom Kontinent importiert. Landschaft als Thema in der Malerei wird im 18. Jahrhundert überhaupt erst einmal kategorisiert. Malerisch hieß damals: abwechslungsreich.

William Turner studierte intensiv Künstler wie Claude Lorrain, Nicolas Poussin, Richard Wilson, Robert Hills, John Gardner. Ihn interessierten Naturphänomene und das industrielle Zeitalter. Er ergänzte seine Erforschung der Umwelt durch das Studium wissenschaftlicher Erkenntnisse. Optische Erscheinungen interessierten ihn ganz besonders. Er tauschte sich regelmäßig mit Naturwissenschaftlern wie Mary Somerville und Michael Faraday aus, die u.a. zu physikalischen Themen wie dem Magnetismus und dem Elektromagnetismus arbeiteten.

Er bereitete sich sehr sorgfältig auf seine Reisen vor: mit Notizen aus Reisebüchern wie Campbells „Guide through Belgium and Holland“, Transportmöglichkeiten, illustrierten Bänden von anderen Künstlern wie dem Aquarellisten Robert Hills und John Gardnor. Er sollte verschiedene Aquarelle zur Schlacht von Waterloo malen, doch das wichtigste Ergebnis war das große Ölgemälde, welches heute in der Tate Gallery hängt. Turner stellte hier die tragischen Folgen des Krieges dar, den Schmerz, der aus „der Unmenschlichkeit des Menschen gegenüber dem Menschen“ hervorgeht. Später führten ihn seine Reisen nach Venedig, Rom, Neapel und Florenz.

Turners Umgang mit Farbe, Licht und Atmosphäre verblüffte und provozierte die Zeitgenoss*innen. Zunehmend verschob er die Grenzen des Darstellbaren. Die Nachwelt feierte seine erstaunliche Modernität. Turner interessierte sich für Motive, die über den Publikumsgeschmack seiner Zeit hinausgingen: Die raue Landschaft von Wales entdeckte er 1792 und erschloss sie für die Kunst.

Er arbeitet unakademisch und handwerklich, zeigt die Interaktion der Naturgewalten, will der Landschaft Erhabenheit geben. Dabei löst seine Malerei die Konturen auf. Er stellt die Veränderlichkeit der Welt dar. Nicht so sehr in den Werken aus dem Mittelrheintal, sondern in seinem Gesamtwerk. Für ihn standen die gesamte Atmosphäre, die Darstellung von Licht und Farbe im Fokus. Er dramatisierte mit Proportionen und kombinierte Blickwinkel.

Dreißig Jahre lang, von 1807 bis 1837, war Turner Professor für Perspektive an der Londoner Royal Academy. Eines seiner Kapitel widmete sich Beobachtungen zu Atmosphäre und Luftperspektive, gefolgt von allgemeinen Überlegungen zur Rolle von Architektur und Landschaft in der Malerei. In seinen Vorlesungen thematisierte er auch Vorbilder der Kunstgeschichte, Probleme der Komposition oder die Rolle und Wirkung von Farben. Er achtete stets darauf, nicht zu abstrakt oder zu theoretisch zu werden.

In seinen Ausstellungen zeigte Turner hauptsächlich Landschaftsbilder — eine Gattung, die nicht Teil des Lehrplans der Akademie war. Sie stand in der künstlerischen Hierarchie weit unter der Historienmalerei, die am höchsten eingestuft wurde.

Turner schuf ohne Rücksicht auf sein Publikum Gemälde, die mit den Sehgewohnheiten der Zeit brachen. „Die Bilder des genialen Grenzüberschreiters und großen Vorboten der Moderne entfalten ihre Kraft bis heute.“ ART Magazin, Oktober 2023

Quelle: Tate Gallery, Lenbachhaus München, Geboren: 23. April 1775, Covent Garden, London, Vereinigtes Königreich, Verstorben: 19. Dezember 1851